Dozentin: Anette Ochsenwadel, M.A.

Termin: Do, 19.04.2018
von 8.30 bis 12.00 Uhr
Fit-Kom, Jahnstr. 9, 74354 Besigheim

Kosten: € 15 und für Furiosa-Mitglieder € 13

Primitivismus ist ein missverständlicher, da oft wertend verstandener Begriff für eine Tendenz in der modernen Kunst seit den historischen Avantgarden (Kubismus, Expressionismus), mit der sich Künstler am Beispiel urgesellschaftlicher, gentiler und von außereuropäischer Stammeskunst bestimmter Werte des Ursprünglichen, Elementaren oder kraftvoll Vitalen zu versichern und sich damit vom bestehenden Zustand in Kultur, Kunst und Gesellschaft abzugrenzen suchten. (LdK)
Bei der Beschäftigung mit der Geschichte des Primitivismus verfolge ich demgegenüber ganz andere Ziele: ich möchte die primitiven Skulpturen im Sinne des westlichen Kontextes verstehen, innerhalb dessen sie von modernen Künstlern „entdeckt“ wurden. Das Interesse der Völkerkundler gilt in erster Linie der spezifischen Funktion und Bedeutung jedes dieser Objekte, was aber für meine Fragestellung irrelevant ist, es sei denn, dass diese Tatsachen den fraglichen Künstlern aus der Moderne bekannt gewesen wären. Doch waren die Künstler vor den 20er Jahren (…) im allgemeinen über solche Dinge nicht informiert und kümmerten sich auch wenig darum. (William Rubin „Primitivismus in der Kunst des 20. Jahrhunderts“)
Primitivismus entstammt also unserer Kultur und antwortet auf Nöte, die uns hier betreffen. (Karl Schawelka)

Afrikanische Stammeskunst in Europa:
1850: Im Louvre wird das Musee Naval eingerichtet (Objekte, die aus Ãœberseegesellschaften stammen)
1878: Eröffnung des Musee Ethnographique des Missions Scientifiques in Paris
Sammlungen des Musee Permanent des Colonies
1878: Auf der Weltausstellung gibt es eine Halle der Reisen und wissenschaftlichen Expeditionen. Frankreich sieht seine koloniale Zukunft in Afrika Рder V̦lkerkunde er̦ffnen sich neue Forschungsziele
1879: Zeitweise Musee Africain im Foyer des Theatre du Chatelet
Reichtum völkerkundlicher Sammlungen in Deutschland: das Berliner Völkerkundemuseum beherbergte bei seiner Eröffnung 1886 fast 10.000 afrikanische Stammesobjekte
Das britische Museum entstand 1753 aus dem Nachlass der riesigen Privatsammlung von Sir Hans Sloane, einem Arzt.
1905/1906 beginnen die Künstler sich mit Stammeskunst zu beschäftigen / eigene Sammlungen entstehen (Derain, Vlaminck, Picasso u.a.)

Anette Ochsenwadel