Dozentin: Dr. Frauke Sonnabend

Termin: Do, 14.01.2016
von 8.30 bis 12.00 Uhr
Paul-Gerhardt-Haus, Schulweg 8, 74354 Besigheim

Kosten: € 15 und für Furiosa-Mitglieder € 13

Europa war im 17. Jh. politisch weit gehend durch den Absolutismus geprägt, der uneingeschränkten Herrschaft eines Königs oder Fürsten. Der absolute Staat stand über einer Gesellschaft, in der jeder in einen bestimmten Stand hineingeboren wurde, den er nicht verlassen konnte. An der Spitze dieser Ständegesellschaft befand sich der Adel, der zwar vom absolutistischen Herrscher politisch entmachtet worden war, aber dafür die Privilegien der Steuerfreiheit und der Grundherrschaft besaß. Das Bürgertum war einerseits Träger und Nutznießer der staatlich gelenkten Wirtschaft (Merkantilismus), hatte aber wie der Adel keinen politischen Einfluss – und zudem keine Privilegien. Die größte Last mussten die Bauern tragen: Steuern für den Staat, Abgaben für den Grundherrn, auf dessen Land sie arbeiteten. Die katholische wie die protestantische Kirche war mit den Königen und Fürsten verbunden und predigte der meist ländlichen Bevölkerung (noch um 1800 lebten in Deutschland 75% der Bevölkerung von der Landwirtschaft) Ergebenheit in ihr angeblich gottgewolltes Schicksal. Unwissenheit, Aberglaube (z.B. Hexenwahn), Vorurteile, ein tiefer Pessimismus waren weit verbreitet.
In Deutschland kam noch dessen Zersplitterung in viele z.T. recht kleine Länder hinzu (Partikularismus). Der so entstandene Provinzialismus verhinderte zusätzlich eine fortschrittliche Entwicklung.
Im 18. Jh. begannen nun Teile des Bürgertums (v.a. Akademiker) und auch einige Adlige zunächst in Frankreich diese Zustände zu kritisieren. Man maß sie an dem, was man für ein Gebot des vernünftigen Denkens hielt. Der menschliche Verstand wurde zum Maßstab aller Dinge gemacht. Freiheit statt Absolutismus, Gleichheit statt Ständeordnung, Erfahrung, wissenschaftliche Erkenntnis statt Vorurteil und Aberglauben, Toleranz statt Dogmatismus – so lauteten die neuen Ideen. Statt auf ein Jenseits zu hoffen, sollten die Menschen voller Optimismus ihren Lebenssinn im Diesseits sehen; sie sollten Gutes tun, ihre Tugenden entfalten aus Einsicht in deren Richtigkeit und Nützlichkeit, nicht aus Furcht vor späteren Strafen (Fegefeuer, Hölle), wie es die Kirchen predigten. Die Menschen sollten über ihre politische, soziale und geistige Unterdrückung „aufgeklärt“ werden. Wüssten sie erst um die Ursachen dieser Unterdrückung – so meinten die Aufklärer -, halte man ihnen die richtigen Ziele vor Augen, dann würden sie es einsehen und sich selbst befreien. Dabei ging die Aufklärung von der Annahme aus, dass der Mensch von Natur aus gut sei und man ihm das Richtige nur zeigen müsse, damit er es tut. Die Erziehung des Einzelnen galt als erster Schritt zu einer Veränderung der Gesellschaft; die aufgeklärten Menschen würden schließlich eine aufgeklärte Welt schaffen.
Die Aufklärung fand zunächst nur in kleinen Zirkeln von Adligen, reichen und gebildeten Bürgern Verbreitung, den so genannten „Salons“, regelmäßigen Treffen in den Stadtwohnungen reicher und gebildeter Damen aus Adel und Bürgertum. Später bildeten sich in den Städten Lesegesellschaften, an den Universitäten lehrten Philosophen der Aufklärung. Außerdem wurde der literarische Markt, der im Barock nur eine Nebenerscheinung war, zum Regelfall. Der Schriftsteller lebte nicht mehr von adligen oder kirchlichen Auftraggebern, sondern produzierte für den Verleger, der die Werke an Menschen verkaufte, die der Künstler gar nicht kannte. Allerdings konnten die wenigsten Autoren von ihren Werken leben, sie mussten „Nebentätigkeiten“ suchen und arbeiteten in der Regel als Privaterzieher, Fürstenberater, Privatsekretäre u.ä.

Quelle: http://www.pohlw.de/literatur/epochen/aufklaer.htm